Wie gelingt das Erinnern heute?
75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs
Derzeit gedenken die Menschen in ganz Europa dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945. Begangen wird dieser Tag allerdings höchst unterschiedlich – in Trauer um verlorene Angehörige, im Zeichen der Erleichterung und der Herbeiführung von Frieden oder, wie etwa in Russland, als Anlass zur Machtdemonstration, um sich als Sieger eines Krieges mit rund fünfzig Millionen Todesopfern, mehrheitlich Zivilistinnen und Zivilisten, zu präsentieren.
Die Schüler/innen der 4AK setzten sich im Fach Politische Bildung und Geschichte bei Prof. Martin Erian anlässlich des Jahrestages mit der Erinnerungskultur auseinander. Einige Jugendliche beschäftigte die Frage, wie angemessenes Gedenken wirklich aussehen kann. Lukas Egerer-Köhler zog mit Blick auf die unterschiedlichen Zugänge in der Welt keine positive Bilanz: „Man merkt sehr, dass Denkweisen der heutigen Politiker manchmal noch denen der damaligen ähneln und sich dies natürlich darauf auswirkt, wie gehandelt wird. Was man an diesem Tag viel eher in den Vordergrund stellen sollte, sind nicht die Absichten der heutigen Politiker, die damaligen Meinungsverschiedenheiten weiterzuführen, sondern einzusehen, dass der Krieg ein sehr großer Fehler war. Es sind so viele unschuldige Menschen gestorben, die vielleicht noch am Leben sein könnten. Länder, Familien, Wohnräume wurden gnadenlos zerstört.“
Andere beschäftigten sich mit der Frage, wie junge Menschen mit dem Weltkrieg und dem Holocaust/der Shoah umgehen. Dabei arbeiteten sie eine Diskussion auf, die schon lange geführt wird: jene um die „Selfies des Grauens“ (nachzulesen bereits aus dem Jahr 2014 bei derstandard.at).
Besonders unter die Lupe nahmen die Schüler/innen den Instagram-Account @auschwitzmemorial. Larissa Petritz, selbst gegen Selfies aus KZs, analysiert: „Es werden auf der Seite hin und wieder professionelle Bilder gepostet mit einer kurzen Bildunterschrift. Hier erfährt man zwar nicht so viel über die Geschichte, aber trotzdem ist es interessant, Bilder des Konzentrationslagers zu sehen.“
Doch ist es moralisch vertretbar, an solchen Orten Selfies aufzunehmen und öffentlich zu teilen? Spannende Meinungen der Schüler/innen lesen Sie auf Seite zwei.