Das Phänomen Andreas Gabalier

Das Phänomen Andreas Gabalier

Elvis Presley der Alpen

Eine Reportage von Jakob Haimburger, Schüler der 3BK, entstanden Anfang 2019 im Deutschunterricht bei Prof. Maria Mrčela. Sie setzt sich mit dem öffentlich – bewusst? – stark polarisierenden selbsternannten „Volksrock’n’roller“ Andreas Gabalier auseinander. Die Tageszeitung „Kurier“ schrieb ihm kürzlich den treffenden Beinamen „Empörungsgenerator“ zu.

„Griaß eich! Donkschen für den Wahnsinnsempfong beim Heimspiel in Graz“, begrüßte uns Andreas Gabalier  und die restlichen 20.000 Fans in der Grazer Stadthalle. Eine sehr spontane Aktion war der Besuch seines Konzerts in seiner „Hoamatstodt“ in Graz am 1. Dezember 2018.

„Willst du vielleicht mitkommen auf das Konzert vom Gabalier in Graz?“, fragte mich ein guter Freund überraschend ein Wochenende zuvor. „Eigentlich bin ich nicht so spontan bei solchen Sachen, aber wenn der Gabalier schon einmal in der Nähe ist, würde ich schon mitkommen“, antwortete ich ihm. „48 Euro für einen Stehplatz sind ganz angemessen“, fand ich. Dafür bekommt man eine dreistündige Show geboten, bei der man nicht mehr aufhören kann mitzusingen.

Das Konzert mit Lederhose und Dirndl

Als wir nach einer Autostunde mit mehreren Freunden in Graz ankamen, erwarteten uns vor dem Einlass der Stadthalle bereits 20.000 begeisterte, in Tracht gekleidete Fans, die alle nur auf den polarisierenden Volksrock’n‘roller Andreas Gabalier warteten. Als sich die Tore zum Einlass öffneten, stürmten die Leute regelrecht Richtung Bühne, um die besten Plätze in den ersten Reihen zu besetzen. Zu meinem Erstaunen gab es trotzdem überhaupt keinerlei Streitigkeiten zwischen den Fans oder mit den Security-Leuten. Ich rechnete nicht damit, dass dieses Konzert drei Stunden dauern würde. Drei Stunden laut mitsingen und in die Hände klatschen kann ganz schön anstrengend sein. Da muss man Andreas Gabalier aber auch irgendwie bewundern, wie er sich die Anstrengung auf der Bühne nicht wirklich anmerken lässt, ob auf der Acoustic-Gitarre, „Strom-Gitarre“, am Klavier oder mit seiner „Quetschn“. Er ist ein eingespielter Musiker auf den verschiedenen Instrumenten und das bewies er eindeutig auch wieder einmal bei diesem Konzert.

Skandale: frauenfeindlich und rechts(extrem)

Zwischen seinen „Hits“ sprach Andreas immer wieder die Kritik an ihm an und bedankte sich für das Verständnis und die Unterstützung der „Burschen und Madln“. Wie zum Beispiel der Skandal mit der österreichischen Nationalhymne, die Andreas Gabalier öffentlich nicht in der neuen Version mit den hinzugefügten „Töchtern“ singt. Deswegen haben Medien getitelt „Gabalier frauenfeindlich?“, „ewig gestriger Gabalier“, „Hinterwäldler“ oder „die Frauen zuckern den Herd“. Gabalier lässt sich aber nicht unterkriegen und macht nach wie vor weiter mit seiner Musik und seinen Shows. Journalisten, aber auch Leute auf der Straße haben ihn für rechtsextrem erklärt. Unter anderem die Band „Krautschädl“, die ihm unlängst einen viel beachteten offenen Brief geschrieben hat. Anlass war sein Lied „Kleine, steile, heile Welt“, in dem er die Heimat besingt, das „Scheitelknien“ erwähnt und reimt „in einem christlichen Land, hängt ein Kreuz an der Wand“. Sie werfen ihm vor, einen bestimmten Heimatbegriff für sich zu proklamieren. „Heimat sollte für jeden nur ein Dialog sein und nicht eingegrenzt werden“, so die Band. Sie wollten mit dem offenen Brief klar machen, dass man als Musikkünstler bei dem Begriff „Heimat“ darauf achten sollte, dass man immer das „Gemeinsame“ findet und nicht ausgrenzt: „da hört es auf – da fängt es an – da ist die Grenze“.

2011 machte das Cover der CD „Volksrock’n‘roller“ Schlagzeilen, weil es so manchen an ein Hakenkreuz erinnert. Gabalier wiegelt ab: „Wie krank muss man eigentlich sein, um auf solche Vergleiche zu kommen?“

Einzigartig

Mittlerweile hat Andreas Gabalier sein sechstes Album herausgebracht. Der „Alpen-Elvis“ hat in der Musikbranche alles erreicht, was man erreichen kann. Fünf Echos, einen deutschen Fernsehpreis, einen Bambi und sieben Amadeus-Awards. Er ist einzigartig in seinem Auftreten als „Volksrock’n’roller“, füllt ohne Probleme riesige Stadien, sorgt für Gerüchte und erntet Kritik von allen Seiten. Seitdem Andreas Gabalier 2009 seinen Durchbruch hatte, begeistert er enorm viele Menschen mit seinem Musikstil, der zwischen Austropop, Rock’n‘roll und Volksmusik seinen Klang findet. Viele bewundern ihn dafür, dass er mit einer Mischung aus verschiedenen Musikrichtungen eine Menge Hits schrieb. Seine raue Stimme, seine Gestalt mit dem provozierenden Muskelspiel bei Auftritten, aber natürlich auch sein Kleidungsstil mit Lederhose und ärmelloser Jacke machen ihn unverkennbar.

Das Grazer Konzert war für mich einzigartig in seiner Art und Weise, denn alle Fans waren in Tracht gekleidet und niemand wirkte irgendwie angespannt oder streitlustig. Ich selbst bildete mir im Laufe des Konzerts eine Meinung über den bekannten „Steirerbua“, der durchaus weiß, wie er sich vor dem Publikum präsentieren muss, um den Anwesenden zu zeigen, wie er wirklich ist. Er polarisiert mit seinen offenen Reden, in denen er Einblick in seine Denkweise gegenüber Kritikern gibt und mit denen er versucht, den Erfolg über die Jahre zu erklären. Für mich und meine Freunde war es bewundernswert, wie ein Mensch tausende von Menschen zum Mitsingen und zum Nachdenken bewegen kann. Gabalier sprach noch zu den Fans: „In meiner Band sind allerlei Nationen vertreten, bin wie kaum ein anderer auf der ganzen Welt unterwegs, schaue mir viel an und habe halt eine große Freude mit unserem „Dahoam““.

Und genau deshalb schätze ich ihn und freue mich auf das nächste Konzert.