Mit Zusammenhalt in die Zukunft: Rede zum 10. Oktober
Nach Johannes Hobel, Peter Wukounig und Anna Lobnig war es in diesem Jahr Mihaela Topalović die die Feierlichkeiten am Vorabend des 10. Oktobers am Völkermarkter Hauptplatz mit einer Rede eröffnen durfte. Die Schülerin der 4AK sprach über historische Erfahrungen, die heute nur noch wenige nachvollziehen können, und die Bedeutung von Zusammenhalt, die auch bei heutigen Herausforderungen den Schlüssel darstellt, der eine positive Weiterentwicklung möglich macht.
Lesen Sie hier den gesamten Text:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
geschätzte Ehrengäste,
liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
erneut finden wir uns auf diesem Platz, zusammengerauft und miteinander verbündet, zusammen zum Gedenken des morgigen Tages. An das Geschehnis, welches vor langer Zeit einmal war. Einige verbinden vieles damit, andere weniger, doch das Wichtigste: Es gerät niemals völlig in Vergessenheit.
Manchen ist es kaum vorstellbar, wie es unseren Vorfahren ergangen ist. Wie sie gelebt und geliebt haben, wie sie gelacht und geweint haben, wie sie gesiegt und getrauert haben. Uns allen ist es wichtig, dass die negativen, traumatischen Erlebnisse von damals vermieden werden können. Und damit Krieg und erbitterter Kampf um die Heimat nie wiederkommen, ist es wichtig, dass wir uns immer wieder an diesen Tag erinnern.
Menschen in meiner Generation können es sich nicht ausmalen, wie es ist, in schweren Zeiten zu leben, wie unsere Vorfahren in den Jahren 1914, 1918, 1920. Wie Hunger, Leid oder Tod aussieht.
Man möge bedenken: Bedauerlicherweise ist es heutzutage immer noch so, dass es Leid in der Welt gibt. Ich bin doppelt so alt wie Kinder, die so etwas täglich in anderen Ländern erleben. Ich habe doppelt so viele Chancen, zur Schule oder zur Universität zu gehen, wie Menschen in anderen Ländern, die manchmal nicht einmal die Gelegenheit dazu haben, irgendeine Form der Bildung zu erhalten. Ich habe doppelt so viel Sicherheit wie Kinder, die jeden Tag darauf hoffen, einmal wieder normal draußen spielen zu dürfen. Und sie lächeln doppelt so oft wie ich, wenn sie nur kleine Dinge bekommen wie ein Buch oder ein kleines Spielzeug.
Manchen Personen auf der Welt ist nicht bewusst, wie glücklich sie sich schätzen können, eine feste Arbeit, ein Dach über den Kopf und Essen zu haben. Es sind die kleinen Dinge, die das Leben besonders und wertvoll machen. Ich kann nicht einmal Beispiele nennen, in welchen Ländern es so aussieht, weil es zu viele sein könnten. Wir wissen nicht genau, in wie vielen anderen Ländern Armut, Hunger und auch Krieg herrschen. Nur paar unter vielen auf der ganzen Welt, können wir benennen.
Ich bin nur eine einfache Schülerin der Praxis-HAK Völkermarkt. Und doch will ich mitteilen, dass die Welt etwas Schönes und Wunderbares ist. Etwas, was man unbedingt hüten muss. Etwas, bei dem wir alle zusammenstehen müssen. Denn wir sind schließlich alle gleich. Egal welche Orientierung, egal welche Nationalität, egal welche Hautfarbe und egal welcher Glauben, welche Sprache. Zusammenhalt ist wichtig. Hat uns nicht gerade das der 10. Oktober gelehrt? Profitieren wir nicht heute vom Miteinander in Kärnten, Österreich und Europa?
Vor allem in dieser Zeit, in der wir gerade leben, schaut man nicht nur auf sich, sondern auch auf die anderen. Man trägt die Maske nicht nur für sich, sondern auch für andere, damit diese nicht krank werden. Man desinfiziert die Hände nicht nur für sich, sondern auch für andere, damit diese nicht die Bakterien abbekommen. Und man hält Abstand nicht nur für sich, sondern aus Liebe zum Mitmenschen.
Die Corona-Pandemie hat uns alle umgeworfen. Unser Leben wurde buchstäblich über Nacht ein anderes. Und ja, wir sehnen uns wieder nach Normalität, wie wir sie kannten. Auch ich hoffe, dass wir nächstes Jahr am 9. Oktober kein Corona mehr haben. Ich weiß leider nicht, wie die Chancen aussehen, ich kann ja schließlich nicht in die Zukunft blicken. Aber was ich weiß, ist, dass wir alle zusammen stark sind und diese Zeit mit Sicherheit überwinden können, wenn wir uns gegenseitig aufhelfen. Hände halten geht jetzt zwar etwas schlecht, aber es geht auch ohne, wir kennen andere Zeichen, um Zusammenhalt zu signalisieren. Wenn wir alle zusammen einen Kreis bilden und ein gemeinsames Ziel verfolgen, niemanden ausschließen und nicht mit Hass und Feindseligkeit ausgrenzen, egal ob es um Masken, Impfungen oder anderes geht, dann bin ich mir sicher, dass wir auch der Pandemie bald ein Ende setzen können.
Durch Zusammenhalt haben wir vieles erreicht, gerade wir Menschen in Österreich, Kärnten, Völkermarkt. Auch am 10. Oktober. Ohne Freundschaft und ohne gegenseitige Rücksicht auf andere hätte die Entwicklung Kärntens als reiche und bunte Region inmitten Europas wohl anders ausgesehen. Dieser Tag erinnert nicht nur daran, wie anders alles damals war, sondern auch wie verbündet wir heute sind.
Die Geschichte lehrt uns unsere Fehler, aber sie zeigt uns auch Punkte in der Geschichte, an denen wir vieles richtig gemacht haben. Manche Menschen lassen etwas in der Vergangenheit und das ist ihre Weise, um mit dem Geschehnis umzugehen. Aber manche kramen bewusst dies hervor, um sich an die damaligen Taten zu erinnern.
Mit diesen Worten will ich Sie, verehrte Festgäste, zum Nachdenken bringen. Ich möchte Ihnen zeigen, dass zusammen vieles erreicht werden kann und dass niemand sich allein fühlen muss. Denn wir sind ja alle Menschen. Und Menschen halten zusammen.
Dieser Zusammenhalt in der Bevölkerung, über Sprachgrenzen hinweg, hat dazu geführt, dass wir heute ein ungeteiltes Kärnten vorfinden. Dieser Zusammenhalt hat uns zusammengeführt, um der Geschichte zu gedenken. Dieser Zusammenhalt stärkt uns aber auch dabei, Herausforderungen der Gegenwart zu meistern und mutig in die Zukunft zu gehen.
– Mihaela Topalović, Oktober 2021