Vereint in eine gemeinsame Zukunft: Rede zum 10. Oktober

Vereint in eine gemeinsame Zukunft: Rede zum 10. Oktober

Mihaela Topalović aus der 5AK leitete auch heuer wieder mit einem Prolog die Feierlichkeiten zum 10. Oktober am Hauptplatz in Völkermarkt ein.

In ihrer Rede hob sie die Wichtigkeit des Zusammenhalts beider Volksgruppen im Lande hervor und erinnerte – vor dem Hintergrund unserer Geschichte und den aktuellen Ereignissen – an die Bedeutung von Grundwerten wie Frieden und Hilfsbereitschaft.

Lesen Sie hier den gesamten Text:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
geschätzte Ehrengäste,
liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!

Es ist mir eine Ehre, wieder hier stehen zu dürfen. Letztes Jahr durfte ich als Schülerin der Praxis-HAK an dieser Stelle meine Gedanken zum 10. Oktober ausführen, dass man sich nämlich an die Ereignisse, die zum 10. Oktober 1920 geführt haben, immer erinnern muss, damit sich so schlimmen Dinge nie mehr ereignen. Wo nämlich die Gesellschaft gespalten war und sogar Risse durch Familien sichtbar wurden!

Der Tag der Volksabstimmung ist für mich umso mehr ein Zeichen der Gemeinschaft.

Der Tag der Volksabstimmung ist für mich das Zeichen, dass deutsch- und slowenischsprachige Kärntnerinnen und Kärntner, also Leute beider Volksgruppen nach Frieden und Freiheit strebten.

Der Tag der Volksabstimmung hat bewiesen, dass Menschen zusammenhalten können.

Für uns ist es heute gar nicht mehr vorstellbar, wie es aussehen würde, wenn es anders gelaufen wäre. Und obwohl es dazwischen unterschiedliche Auffassungen gab, sind die Stimmen gegen zweisprachige Ortstafeln in letzter Zeit immer leiser geworden. Unterschiedliche Sprachen und Kulturen sind in Europa – gerade auch bei uns Jungen – eine Selbstverständlichkeit.

Dieser Zusammenhalt, für den unsere Vorfahren gestimmt haben, zeigt sich im Kleinen, in der Familie. Familie ist eine vertraute Gemeinschaft, die einen beschützt. Manchmal ist einem nicht einmal bewusst, wie glücklich man sich schätzen kann, Mutter, Vater und Geschwister zu haben. Erst wenn man das, was man hatte, verliert, erkennt man den Verlust. Kriege sind Zeiten, in denen man merkt, wie zerbrechlich Familie sein kann.

Die Ukraine erlebt gerade solche Zeiten. Es zerreißt einem das Herz, wenn man die Bilder zerbombter Städte und verzweifelter Menschen sieht. Man kann sich vorstellen, wie es ist, wenn man tage- oder wochenlang keine Nachricht von Vater, Mutter, Schwester oder Bruder bekommt. Vor einem Jahr hätte niemand von uns sich vorstellen können, dass es in Europa wieder Krieg gibt. Und doch ist es passiert.

Ich bin eine Tochter, eine Schwester, eine Nichte, eine Enkelin und später vielleicht auch eine Mutter und Großmutter. Und ich werde es auch immer bleiben – egal wie alt ich sein werde. Gerade deshalb ist es mir ein großes Bedürfnis, meine Familie zu schützen.

Und geht es nicht uns allen so? Unser aller Wunsch muss es deshalb sein, nach Frieden zu streben und alles zu tun, damit es in Kärnten, in Österreich, ja in ganz Europa keinen Krieg mehr geben wird.

Mit Familie verbindet man aber auch Grundwerte wie Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Vertrauen. Gerade die Hilfsbereitschaft ist eine Eigenschaft, die uns Österreicherinnen und Österreicher auszeichnet: Man kann dies jedes Jahr an den neuen Rekorden bei der finanziellen Unterstützung von „Nachbar in Not“ sehen.

Verehrte Festgäste, zeigen wir uns also auch großzügig denen gegenüber, die in unser Land kommen, weil sie zuhause alles verloren haben und nur ihre Haut retten konnten. Wir leben schon jahrzehntelang in Frieden und Wohlstand, geben wir einiges davon an die zurück, denen es nicht so gut geht. Jede Generation hat ihre eigenen Herausforderungen zu meistern. Zeigen wir den Zusammenhalt, den unsere Vorfahren vor mehr als 100 Jahren bewiesen haben, wenn auch auf andere Weise, und sorgen wir dafür, dass es möglichst vielen in unserem schönen Kärnten gut geht! Wenn wir so denken, werden offene Fragen zu Migration, Klimakrise und sozialem Wohlstand lösbar sein!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Mihaela Topalović, Oktober 2022


Die Texte der Vorjahre: