Kreative Angstvorstellungen? Der Tag der Tage
Erfolg oder Scheitern?
Es ist fünf Uhr morgens… ich laufe meine tägliche Runde… Ich laufe, um meinen Kopf frei zu bekommen… Doch wovor eigentlich? Vor der Angst, nicht genug gelernt zu haben? Vor der Unsicherheit? … Ich weiß nicht, was mich erwartet, ich habe Angst vor dem Scheitern, vor dem Versagen… Ja, positiv denken ist das Motto… das ist leichter gesagt als getan.
Warum habe ich mich eigentlich entschieden, diesen Weg einzuschlagen? Jetzt ist es zu spät darüber nachzudenken, ich muss es durchziehen… ich habe mich dafür entschieden, ich kann keinen Rückzieher mehr machen…
Endlich wieder zuhause… erstmal – wieder – atmen …
… eigentlich sollte ich mich hinsetzen und lernen… doch es ermüdet mich… Scheiß Mathe! Ich brauch das nie wieder… Warum soll ich etwas lernen, was mich in meinem Leben nicht weiterbringen wird?? … Oder doch? Jammern hilft ja auch nicht mehr … obwohl es das Einzige ist, was ich in den letzten Jahren effektiv gelernt habe…
Und jetzt? Was steht an? … Ja natürlich.. ich muss ja lernen… so viel, wie ich in meinen Kopf noch hineinbekomme, muss rein… am liebsten würde ich jetzt schlafen… oder Netflix… wie ich diese Tage vermisse … und was wenn ich heute einfach nichts mache? Nein, nein … das kann ich nicht bringen, ich muss lernen… vielleicht sechs Stunden lernen und dann drei Stunden Netflix? – Gute Idee oder nicht?…
Ich muss die Matura schaffen… alle erwarten von mir, dass ich diese Hürde bravourös meistere… doch was, wenn ich versage? … Was werden sie von mir denken? Natürlich wird wieder gesagt werden „Hättest doch mehr glernt“, „Sonst schaffst ja auch alles, was du willst“, „Wir haben mehr erwartet“ …
Pff, ihr wisst ja nicht, wie oft ich bis spät in die Nacht am Schreibtisch gesessen bin, ob zum Lernen oder um Hausübungen zu machen … doch das sieht ja niemand… Alle wollen immer nur gute Ergebnisse sehen – nie wird die Arbeit dahinter gewürdigt … Ha, bestimmt würd die Mama wieder sagen: „Wir habens ja auch geschafft“ – jaa, aber zu deinen Zeiten war es leichter, ihr hattet ja keine Zentralmatura… die ist ja auch wieder nur eine Quälerei für Schüler … Anstatt dass das Schulsystem revolutioniert und verbessert wird, werden alle auf einen Standard gesetzt…
… Gleichungen, Wahrscheinlichkeit, Funktionen – Liebe Mathematik, dein Erfinder, Entwickler oder wie auch immer man das nennt – der hat anscheinend zu viel Zeit und komische Gedankengänge gehabt… Wahrscheinlichkeitsrechnung – wofür?… Die einzige Wahrscheinlichkeit, die mich interessiert, ist der Prozentsatz für meinen möglichen Erfolg bei der Matura…
Aus, Ende … ich lass es sein. Was ich bis heute nicht kapiert habe, wird ich in den zehn Stunden vor der Matura auch nicht mehr verstehen … es wird ein Erfolg oder ein komplettes Scheitern – mal sehen. Mir reichts, ich will nicht mehr!
Von Anna-Sophie Diederich, 5AK